
Burnout: Warum sollten sich Führungskräfte darum kümmern?
Sie haben in letzter Zeit wahrscheinlich oft den Begriff „Burnout“ gehört – er scheint täglich in den Nachrichten zu sein. Im März dieses Jahres verabschiedete der US-Kongress sogar den „Dr. Lorna Breen Health Care Provider Protection Act“, ein neues Gesetz zur Prävention und Behandlung der zunehmenden Burnout-Fälle unter Ärzten. Dr. Breens Burnout, der durch monatelange Covid-19-Notfälle verursacht wurde, war tragisch und führte letztendlich zu ihrem Suizid.
Sollten Sie sich über Burnout bei Ihren Führungskräften und Mitarbeitern Sorgen machen? Ist es Ihre Verantwortung, ihnen zu helfen? Und wie können Sie überhaupt erkennen, ob jemand an Burnout leidet?
Lassen Sie mich diese Fragen mit meiner persönlichen Erfahrung beantworten.
Zweimal in meiner über 30-jährigen Karriere als Ingenieur bei einem großen deutschen Automobilkonzern habe ich erhebliche, lähmende Phasen körperlicher und geistiger Erschöpfung erlebt. Ich war kaum noch arbeitsfähig und konnte auch mein Privatleben nicht mehr normal führen. Beim ersten Mal versuchte ich, alleine wieder auf die Beine zu kommen. Ich wollte mit niemandem darüber sprechen, aus Angst, als schwach oder psychisch krank abgestempelt zu werden. Ich versuchte, mich selbst zu heilen – doch es dauerte über ein Jahr, bis ich mich wieder normal fühlte.
Beim zweiten Mal, zehn Jahre später, konnte ich gar nicht mehr arbeiten. Ich suchte einen Arzt auf, der eine umfassende Untersuchung mit Blut-, Urin- und Speicheltests durchführte. Die Ergebnisse zeigten, dass ich unter schweren Vitamin- und Mineralstoffmängeln litt, insbesondere an einem gravierenden B12-Mangel. Der auffälligste Befund war jedoch mein extrem niedriger Cortisolspiegel – ein Zeichen für eine beginnende Nebenniereninsuffizienz. Cortisol ist das Hormon, das uns hilft, mit Stress umzugehen. Ohne ausreichendes Cortisol fällt es schwer, selbst mit kleineren Belastungen fertigzuwerden, geschweige denn mit dem Druck im Berufsleben.
Ich habe mich inzwischen erholt und die letzten fünf Jahre damit verbracht, die Physiologie und Psychologie von Burnout zu erforschen. Ich habe eine Vielzahl wissenschaftlicher Arbeiten aus der Endokrinologie, Inneren Medizin und Psychologie gelesen, Dutzende Ärzte und Therapeuten interviewt und mit vielen Betroffenen gesprochen. Gemeinsam mit einem Mediziner der Universität Wien haben wir einen ganzheitlichen Fragebogen entwickelt, mit dem wir Burnout genau erkennen und in verschiedene Stadien einteilen können.
In dieser Zeit habe ich gelernt, dass Burnout eine ernsthafte, chronische Erkrankung von Körper und Geist ist. Die Symptome umfassen eine Vielzahl physiologischer Probleme, die oft mentale Folgen nach sich ziehen, wie emotionale Erschöpfung, Gleichgültigkeit, Stimmungsschwankungen, Angst, Depressionen, Konzentrationsprobleme, Isolation und einen Verlust an Antrieb und Motivation. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Burnout mittlerweile in der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-11) als medizinisch kodierbare Diagnose anerkannt, die eine gezielte Behandlung ermöglicht.
Die Auswirkungen von Burnout auf Unternehmen
Einige Forscher bezeichnen Burnout bereits als die nächste „Pandemie“ des 21. Jahrhunderts – angesichts der zunehmenden Wettbewerbsintensität und des hohen Drucks in der heutigen VUCA-Wirtschaftswelt. Natürlich ist Burnout keine ansteckende Krankheit wie ein Virus, aber die Häufigkeit nimmt rasant zu. Unternehmensleiter sollten sich dringend mit den Auswirkungen auf Produktivitätsverluste und Gesundheitskosten beschäftigen. Hier einige alarmierende Statistiken:
Die Zahl der Burnout-bedingten Krankmeldungen ist zwischen 2004 und 2019 um 850 % gestiegen (laut deutschen Gesundheitsdaten der AOK).
Stress am Arbeitsplatz verursacht in den USA jährlich wirtschaftliche Verluste von über 500 Milliarden US-Dollar, mit insgesamt 550 Millionen verlorenen Arbeitstagen.
Die Kosten für Produktivitätsverluste durch Burnout werden auf 952 US-Dollar pro Mitarbeiter in den USA und 1.063 Euro in Europa geschätzt – insgesamt zwischen 125 und 190 Milliarden US-Dollar in den USA und 240 Milliarden Euro in Europa.
Weltweit leiden laut einer WHO-Studie 615 Millionen Arbeitnehmer unter Depressionen und Angststörungen – mit geschätzten wirtschaftlichen Schäden von 1 Billion US-Dollar pro Jahr.
Was können Sie tun?
Wenn Sie vermuten, dass in Ihrem Unternehmen Mitarbeiter von Burnout betroffen sein könnten, sollten Sie erste Maßnahmen ergreifen. Menschen mit Burnout haben oft Angst, ihre Probleme zuzugeben – aus Sorge, als schwach oder psychisch krank angesehen zu werden. Doch Burnout ist eine ernsthafte Erkrankung, die Unternehmen wertvolle Talente und Produktivität kostet. In fortgeschrittenen Stadien kann sie sogar lebensbedrohlich werden. Je früher Burnout erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen.
Unser ganzheitlicher Fragebogen ist – soweit wir wissen – einer der ersten, der Burnout bei Mitarbeitern frühzeitig erkennen kann. Wir haben ihn bereits in mehreren bekannten deutschen Unternehmen getestet und durchweg positives Feedback erhalten. In einem Pilotprojekt mit über 300 Führungskräften zeigte sich, dass etwa 15 % Anzeichen von Burnout aufwiesen. Dieses Unternehmen und weitere Firmen prüfen derzeit, unser Schulungsprogramm für Führungskräfte zur Erkennung und Prävention von Burnout einzuführen.
Wir laden Sie herzlich ein, den Fragebogen an betroffene Mitarbeiter weiterzuleiten. Er ist zu 100 % kostenlos, anonym und die Ergebnisse werden nur der jeweiligen Person selbst zur Verfügung gestellt. Falls Burnout-Symptome festgestellt werden, können Betroffene sich frühzeitig an einen Arzt wenden, um eine medizinische Diagnose und weiterführende Untersuchungen zu erhalten.
Wenn Sie daran interessiert sind, den Fragebogen unternehmensweit zu nutzen oder Ihr Führungsteam in unserem Präventionsprogramm zu schulen, kontaktieren Sie uns gerne.