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„Wisdom of the crowd"​ Artikel #5

May 18, 20252 min read

Ursachen von Stress – Heutiger Fokus: „Digitaler Stress“

Smartphones und mobiles Internet sind aus dem Alltag vieler Nutzer:innen nicht mehr wegzudenken. Sie versprechen ständige Erreichbarkeit und Zugang zu den vielfältigen Möglichkeiten des Internets. Doch gleichzeitig drohen neue Belastungen – durch permanente Verfügbarkeit und ständige Erreichbarkeit. Welche Folgen hat dieser „digitale Stress“ und wie kann man ihm entgegenwirken?

In den letzten Jahren hat sich die Internetnutzung in Deutschland durch die Verbreitung von Smartphones stark verändert: Während 2010 nur etwas über 10 % der Nutzer:innen mobilen Internetzugang hatten, surften 2016 bereits fast 70 % auch unterwegs (Quelle: ARD/ZDF-Onlinestudie 2016). Diese Entwicklung bringt zweifelsohne viele Vorteile: Die Verbindung zu Freund:innen über E-Mail, Instagram, TikTok oder Messenger wie WhatsApp reißt nie ab. Das Smartphone wird zum „digitalen Taschenmesser“, das jederzeit Informationen, Kommunikation und Unterhaltung bietet – unabhängig von Zeit und Ort.

Die mobile Internetnutzung erhöht somit die persönliche Autonomie und Handlungsspielräume im Alltag – auf der einen Seite. Auf der anderen Seite entstehen aber auch neue Herausforderungen: Viele empfinden die ständige Verbindung zum Netz nicht nur als Bereicherung, sondern auch als Stressfaktor. Die neuen Kommunikationsmöglichkeiten führen nicht nur zu mehr Freiheit, sondern auch zu einem wachsenden Gefühl von Verpflichtung und sozialem Druck. Der Zwang zur ständigen Erreichbarkeit erhöht den äußeren Erwartungsdruck, sofort auf Nachrichten zu reagieren. Gleichzeitig entsteht bei vielen die Angst, etwas Wichtiges zu verpassen, wenn das Smartphone einmal außer Sichtweite ist.

Studie zu „Digitalem Stress“

Die Auswirkungen dieser veränderten Kommunikationsrealität auf das psychische Wohlbefinden wurden 2015 in einer Studie der Forschungsgruppe Medienkonvergenz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz untersucht. Ziel war es, Ursachen und Folgen von digitalem Stress zu erfassen – und Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Nutzer:innen zu identifizieren: Sind jüngere, mit dem Internet aufgewachsene Menschen weniger anfällig für digitalen Stress? Oder sind sie durch ihre intensive Nutzung sogar besonders gefährdet?

Die Ergebnisse zeigen: Neue Medien sind tatsächlich eine relevante Stressquelle im Alltag vieler Menschen. Besonders viele gesendete und empfangene Nachrichten sowie sogenanntes „Internet-Multitasking“ – also Online-Nutzung während anderer Aktivitäten wie Gesprächen, Essen oder Arbeit – erhöhen das Stressempfinden. Der dadurch entstehende „digitale Stress“ kann sich negativ auf das psychische Wohlbefinden und die Gesundheit auswirken.

Dabei zeigten sich Unterschiede zwischen den Altersgruppen: Jüngere litten weniger unter der Masse an Nachrichten, während ältere Nutzer:innen besonders stark unter Internet-Multitasking litten – wohl auch, weil diese Form der Nutzung bei ihnen seltener vorkommt.

Was hilft gegen digitalen Stress?

Eine scheinbar einfache Antwort wäre: „Einfach abschalten.“ Und tatsächlich sind smartphonefreie Zonen oder Zeiten ein erster wichtiger Schritt. Doch nur das Gerät auszuschalten reicht nicht aus, wenn der Kopf weiter um Online-Ereignisse kreist. Deshalb ist es genauso wichtig, die eigenen Reflexe und Erwartungen an ständige Erreichbarkeit kritisch zu hinterfragen: Verpasse ich wirklich etwas, wenn ich mal offline bin? Oder entgeht mir vielleicht mehr, wenn ich ständig online bin?

Ziel sollte ein bewusster und individueller Umgang mit der „Always-on“-Gesellschaft sein – einer, der das eigene Leben bereichert, statt es einzuengen.

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