BURNOUT IST ECHT!

May 18, 20255 min read

BURNOUT IST ECHT!
Und jetzt gibt es eine neue Methode, um zu erkennen, wer davon betroffen sein könnte

Von Steffen Wirth

Du kennst wahrscheinlich den Begriff „Burnout“. Aber stimmst du zu, dass es sich dabei um eine echte medizinische Erkrankung handelt? Ist es mehr als nur Stress? Stellt es ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko dar?

Die Antworten lauten: Ja, Ja und Ja. Tatsächlich wird Burnout inzwischen in der 11. Ausgabe der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-11) der Weltgesundheitsorganisation als codierbare Krankheit anerkannt. Nach meinen eigenen Erfahrungen mit Burnout habe ich fünf Jahre lang medizinische Fachliteratur durchforstet, mich mit Ärzten und Therapeuten getroffen und echte Werkzeuge entwickelt, mit denen man Burnout erkennen und gezielt handeln kann. Ich möchte dir meine Geschichte erzählen.

Burnout ist komplexer und häufiger, als die meisten denken

Zweimal in meiner Karriere als Ingenieur und Manager in einem führenden globalen Automobilkonzern erlebte ich eine Reihe von lähmenden Symptomen, die es mir unmöglich machten, normal zu arbeiten oder zu leben. Ich wachte oft um 2 oder 3 Uhr morgens auf und konnte nicht wieder einschlafen. Ich hatte morgens Schweißausbrüche. Chronische Antriebslosigkeit, Reizbarkeit und Konzentrationsmangel begleiteten mich täglich. Ich fühlte mich wie ein lebender Toter. Ich war mir sicher, dass ich an einer Krankheit litt, die sowohl Körper als auch Geist betraf – aber ich konnte nicht begreifen, was es war.

Beim ersten Mal versuchte ich, allein wieder auf die Beine zu kommen. Ich wollte nicht als schwach gelten oder in eine „psychische Schublade“ gesteckt werden. Ich hatte einen schwierigen Vorgesetzten, meine Ehe war angespannt, aber ich wusste, es musste mehr dahinterstecken. Es dauerte über ein Jahr, bis ich mich vollständig erholt hatte. Als es zehn Jahre später erneut passierte, ging ich zu einer Ärztin in München. Sie sah mich an und sagte nur: „Warum kommen Sie erst jetzt?“ Heute verstehe ich, was sie meinte.

Die Physiologie des Burnouts

Diese empathische und kluge Ärztin ließ eine ganze Reihe von Blut- und Urintests durchführen. Dabei stellte sich heraus, dass mir wichtige Vitamine und Mineralstoffe fehlten – häufige Ursache für Müdigkeit, Schwäche und Blutarmut. Ich bekam sofort eine B12-Injektion, um bleibende Nervenschäden zu verhindern. Der aufschlussreichste Test war jedoch das tägliche Cortisol-Speichelprofil: Es zeigte einen deutlich zu niedrigen Cortisolspiegel – ein Zeichen für erschöpfte Nebennieren, die eigentlich die Hormone für unsere Stressbewältigung und den morgendlichen Antrieb produzieren.

Akuter Stress führt zu hoher Cortisolausschüttung – was zu Ruhelosigkeit, Hyperaktivität und Stimmungsschwankungen führen kann. Wird der Stress jedoch chronisch, sind die Nebennieren irgendwann erschöpft und produzieren kein Cortisol mehr. Diese biologische Situation kann zu Erschöpfung, Schwächegefühl, Tagesmüdigkeit, Depressionen und Magen-Darm-Problemen führen.

Menschen in frühen Burnout-Phasen erkennen diese körperlichen Symptome oft nicht oder bringen sie nicht mit den psychischen in Verbindung. Wenn sie zum Arzt gehen, hören sie meist nur: „Ernähren Sie sich gesünder und meditieren Sie.“ Ohne gezielte Diagnostik und richtige Therapie verschlechtert sich der Zustand oft drastisch – mit möglichen dauerhaften Folgen für Körper und Psyche.

Der Ingenieur wird zum medizinischen Forscher

Als Ingenieur musste ich das Phänomen Burnout in seine Einzelteile zerlegen, um es zu verstehen: Wie entsteht es? Wie kann man es verhindern? Und wie kann man Betroffenen helfen? Ich las zahllose wissenschaftliche Artikel über Zellbiologie, Endokrinologie und Psychologie. Ich führte zahlreiche Gespräche mit Fachärzten aus verschiedenen Disziplinen sowie mit Menschen, die ihre persönlichen Burnout-Erfahrungen schilderten.

Gemeinsam mit einem Professor für Medizin an der Universität Wien entwickelten wir eine detaillierte Liste physiologischer und psychologischer Burnout-Symptome – unterteilt in vier aufeinander aufbauende Schweregrade.

Daraus entstand ein ganzheitlicher Fragebogen, mit dem man feststellen kann, ob jemand Burnout-Anzeichen zeigt – und in welchem Stadium er oder sie sich befindet. Der Fragebogen umfasst sieben Themenbereiche:

  1. Symptome

  2. Arbeitsumfeld

  3. Privatleben

  4. „Always On“ – Umgang mit Technologie

  5. Gesellschaft/Umwelt – Einfluss äußerer Ereignisse

  6. Ernährung

  7. Balance – stressreduzierende Aktivitäten

Der Fragebogen dient als erste Selbstanalyse. Zeigt sich darin ein deutlicher Zusammenhang zwischen Lebensbereichen, Ernährung, fehlender Balance und typischen Burnout-Symptomen, sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden, um weiterführende Laboranalysen (Blut, Urin, Speichel) zu veranlassen – zur medizinischen Bestätigung einer Burnout-Diagnose.

Hinweis: Die Durchführung verlässlicher Labortests ist aktuell noch eine Herausforderung. Die Laborwerte variieren nicht nur zwischen Ländern, sondern auch zwischen Laboren. Zudem übernehmen viele Krankenversicherungen in Europa und den USA die Kosten für diese Tests im Zusammenhang mit der ICD-11-Diagnose „Burnout“ noch nicht. Es braucht einen Arzt, der mit Burnout vertraut ist und die richtigen Tests veranlasst.

Wie zuverlässig ist der Fragebogen?

Im vergangenen Jahr haben wir den Fragebogen mehrfach überarbeitet und an verschiedene Zielgruppen angepasst – für Angestellte, Selbstständige und Studierende. Zudem habe ich ein patentiertes „Tankanzeige“-System entwickelt, das die Antworten den vier Burnout-Phasen zuordnet und damit den individuellen „Energiezustand“ sichtbar macht.

Wir haben die Angestellten-Version in mehreren börsennotierten Unternehmen in Deutschland getestet. In einem dieser Unternehmen zeigte sich bei 14 % der über 300 Führungskräfte ein klarer Hinweis auf Burnout. Das Unternehmen hat daraufhin erste Maßnahmen zur Veränderung von Kultur und Arbeitsumfeld eingeleitet. Mit weiteren Unternehmen sind wir im Gespräch, um deren Teams zu analysieren und unser Trainingsprogramm zur Früherkennung von Burnout in der Führungskräfteentwicklung einzusetzen.

Mache den Test – für dich oder dein Unternehmen

Burnout ist eine ernsthafte Erkrankung und eine enorme Verschwendung menschlicher Ressourcen und Potenziale. Wenn du den Verdacht hast, dass du selbst betroffen bist – oder Menschen in deinem Umfeld – solltest du das Thema nicht auf die leichte Schulter nehmen. Je früher Burnout erkannt und behandelt wird, desto größer ist die Chance auf vollständige Genesung – und darauf, das zu vermeiden, was ich selbst erlebt habe.

Wenn du mehr über den Fragebogen oder unser Programm für Führungskräfte erfahren möchtest, besuche uns auf unserer Website:
👉
www.health4innovation.com

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